Überschreitung Mürtschenstock

Der Mürtschenstock mit seinen teufelsförmigen Gipfeln ist schon von weither erkennbar. So liegt es auch auf der Hand, dass ich mir diese Türme einmal genauer anschauen wollte. Die komplette Überschreitung soll es werden, das heisst von Norden nach Süden inklusive Abstieg über den Südgrat - wie lange das wohl dauert? Aber mit all den schmückenden Flurnamen wohl ein kurzweiliges Unterfangen. Mit Raphi war ein motivierter Partner gefunden und so machten wir uns Ende August auf die Socken.

Es dämmert gerade als wir losgehen und wir kommen zügig voran über Ober Tros nach Homatt. Der etwas mühsame Anstieg über steiles Gras wird dort belohnt mit einer wunderbaren Aussicht auf prominente Gipfel und einem eindrücklichen Nebelmeer. Schwachen Wegspuren folgend gehen wir weiter via Stocklochwand, zur Schutzhütte und steigen dann zum Nordgrat des Stocks hoch. Hier seilen wir ein erstes Mal an. Nach etwas Kraxelei folgt eine nicht ganz triviale Steilstufe (IV), welche auf ein Plateau, den Schussplatz, führt. Nun rutscht das Herz in die Hose: man erkennt die Schwarzschnuer - ein schwach ausgeprägtes Band - auf welchem man zur Jägernase traversiert. Zum Glück nur halb so wild! Hier solls hochgehen zum ersten Gipfel, dem Stock. Mit guten Augen erblickt man bald einen Bohrhaken, der den Weiterweg sichert. Nach einer Seillänge erreicht man eine erste Schlüsselstelle, den Fingerriss (IV). Auch dieser ist gar nicht so wild und man kommt leicht abkletternd zu einem Stand am Fusse einer steinschlägigen Rinne (von hier seilt man beim Abstieg in 2x25m ab zurück zur Jägernase). Plötzlich pfeift es um die Ohren und wir können gerade noch zur Seite hechten. Wahrscheinlich stören wir Steinböcke bei Kaffee und Weggli auf dem Gipfeli des Stocks... Flucht nach oben und schon bald stehen wir auf dem Stock (knapp 2h ab Homatt. In der Rinne findet man ab und zu einen Bh).

Zurück bei der Jägernase geht's weiter über Stufen und Bänder auf und ab zum Kegelkönig und passiert diesen neben der Felswand. Das Gelände steilt weiter auf und man erreicht nach einigen Kletterstellen (III) den Härdöpfelacher. Von da in einigen Schritten und zum Schluss über den Gipfelaufbau zu Nr.2, dem Fulen (knapp 1h ab Jägernase).

Der Weiterweg zum Ruchen über den Nordgrat ist eindrücklich. Es handelt sich auch um den technisch anspruchsvollsten Teil der Tour. Über abschüssiges Gelände geht man zuerst Richtung Chassetten und quert dann zur Scharte vor dem Nordgrat. Zu Beginn ist das Gelände unübersichtlich und man steigt auf und ab und quert bis man markante, abgespaltene Platten erreicht. Noch weisen noch keine Haken den Weg, aber das Gelände lädt zum genussreichen Klettern ein. Mit etwas Gspüri und offenen Augen erblickt man gut kletterbares Gelände und ab und zu auch einen Haken und Stände. Die anregende Kletterei führt direkt auf den Gipfel von Nr.3. (ca. 2.5h ab Fulen)!

Wer jetzt denkt, man sei bald zu Hause, liegt falsch. Der Abstieg über die Vorchöpf am Südgrat fordert noch einmal viel. Steiles grasiges, felsdurchsetztes und kaum absicherbares Gelände verlangen grosse Vorsicht und wachsame Augen. Beim Nellen angelangt ist dann Schluss mit den Schwierigkeiten und wir erreichen über den Wanderweg ziemlich angeplättet die Hummel (Brunnen!!) und schlussendlich nach total 9.5h den Talalpsee. 

 

Details zur Tour:

- eine alpine und landschaftlich sehr lohnende Tour. Viele Gehpassagen (ohne Seil) wechseln sich ab mit würzigen Kletterstellen in meist nicht ganz soliden Fels

- sinnvoll platzierte Steinmänner und blassrote Pfeile helfen bei der Orientierung

- 50m Seil, kleiner Satz Camalots sowie einige Expressschlingen

- Eine gute Beschreibung findet man hier oder im SAC Führer.

ADRESSE

Alex Pohl

Buchhaldenstrasse 22a

8442 Hettlingen

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